Der Journalist und Reisebuchautor Lothar Schmidt hat gemeinsam mit den Diplomdesigner und Fotografen Lay Maeritz diesen traumhaften Bildband auf den Weg gebracht, in welchem 50 bemerkenswerte Reiseziele in Andalusien vorgestellt werden.
Auf einer doppelseitigen Karte zu Beginn kann man sich kundig machen, wo die Highlights lokalisiert sind und ist gut beraten sich anschließend zunächst in die vielen Bilder zu vertiefen, die neugierig auf die textlichen Erläuterungen machen. Die Fotos regen zu einer Zeitreise an, die mich in Melancholie versetzte, warum auch immer.
Zunächst werden Reiseziele vorgestellt, die im Westen Andalusiens liegen. Dabei beginnt der Reigen mit Sevilla, die der Autor als Hauptstadt der Sinne bezeichnet.
Wissen muss man, dass das Besondere und Einzigartige der andalusischen Kultur und Lebensart sich aus der Geschichte erklärt. Über diese kann man sich zu Anfang des Buches einen guten Überblick verschaffen und erfährt Seite für Seite mehr davon.
Sevilla erlebte sein Goldenes Zeitalter nach der Entdeckung Amerikas. Es waren die geraubten Schätze aus Lateinamerika, die Reichtum und Wohlstand brachten, den man noch heute an der Anzahl der Kirchen und Paläste ablesen kann, wie Schmidt nicht unerwähnt lässt. Näher vorgestellt werden in Sevilla u.a. die "Catedrál Santa Maria de la Sede", die ein Monument der Macht und des Reichtums verkörpert. Aufgrund des maurischen Fassadendekors gilt der Turm der Kathedrale als eines der Hauptwerke der Almohaden-Architektur. In besagtem Gotteshaus sind einige Könige beigesetzt und auch das Grabmal von Christoph Kolumbus befindet sich dort. Hinter hohen Mauern versteckt liegt der Königspalast von Sevilla, der "Real Alcázar", wobei der Großteil der Palastanlage unter Peter I, genannt der Grausame, erbaut worden ist. Über die Sehenswürdigkeiten dort wird man bestens informiert.
8 Kilometer nordwestlich von Sevilla befindet sich die römische Ruinenstadt Itálica, die Geburtsstadt der Kaiser Trajan und Hadrian. Wie man liest, fasste das dortige Amphitheater bis zu 25 000 Besucher, was für die kulturellen Ambitionen der Menschen damals spricht.
Man liest des Weiteren von einer Reihe anderer Sehenswürdigkeiten im Umfeld von Sevilla, bevor man den Norden Andalusiens er kennenlernt, nicht zuletzt die geschichtsträchtige Stadt Córdoba, deren Moschee-Kathedrale ein außergewöhnliches Zeugnis der islamisch-christlichen Baukunst in Europa darstellt. Sie zeigt die Baugeschichte der Umayyaden-Kultur, der Gotik, der Renaissance und des Barock. Nach der Reconquista um 1238 wurde mitten in die Moschee eine christliche Kathedrale gesetzt. Ausgiebig wird man über die Geschichte dieser einstigen Hauptstadt des gleichnamigen Kalifats in Kenntnis gesetzt und auch über ihre Gassen, malerischen Innenhöfe in Judería, dem einst jüdischen Viertel, einer Festung mit prachtvollen Gärten, Museen, Kirchen und einer Synagoge. Man wird ferner über "Medina Azahara" informiert, die Palaststadt, die nur 70 Jahre vor den Toren Córdobas erblühte, bis die Berbertruppen kamen und die Anlage verwüsteten. Überall auf der Welt und in allen Jahrhunderten fand immer wieder Destruktion statt. Die Ergebnis waren nicht selten verheerend. Wieso lernen die Menschen nichts aus der Geschichte? Wieso ist der Egoismus so überbordend?
Es ist unmöglich im Rahmen der Rezension auf alle Highlights einzugehen. Baeza möchte ich erwähnen, das versteckt in den andalusischen Olivenhainen liegt und genau wie Úbeda zum Weltkulturerbe gehört. Beide Städte werden sehr gut beschrieben und man liest im Zusammenhang mit Úbeda von dem Renaissancearchitekten Andres de Vandelvira, dessen Handschrift sich an vielen Gebäuden erkennen lässt.
Ausführlich wir man natürlich über Granada informiert, die Stadt, in der man das Klagen Boabdils wohl noch in 1000 Jahren hören wird. Der Alhambra sind vier Seiten des Buches gewidmet. Sie stellt wohl den Höhepunkt der islamischen Kunst dar.
Almíra würde ich gerne besuchen. Die alte Hafenstadt liegt im Südosten von Andalusien und auch Cadiz, deren Stadtgeschichte vor 3000 Jahren begann. Sie soll die älteste Stadt Spaniens, ja sogar ganz Europas sein, aber mit herausragenden Baudenkmälern geizen, (vgl.: S. 114). Vielleicht existiert sie deshalb noch heute. Der Neid der Menschen ist die größte Triebfeder für die Zerstörung so vieler schöner Dinge.
Über Jerez de la Frontera liest man Wissenswertes. Hier ist der Wein, die Pferdezucht und der Flamenco zuhause und auch über Gibraltar und Ronda wird man gut informiert. Ronda zählt zu den Höhepunkten einer Rundreise durch Andalusien. Hier übrigens soll der Stierkampf erfunden worden sein.
Das Buch wartet mit unzähligen Fakten auf und eignet sich bestens für einen guten Überblick über Andalusien. Um alle 50 Reiseziele besuchen zu können, müsste man sich mindestens ein halbes Jahr dort aufhalten. Bei kürzerer Verweildauer wird die Entscheidung schwer. Meine erste Präferenz hat Córdoba, weil deren Geschichte mich am meisten inspiriert, neben der Geschichte Granadas und Sevillas natürlich.
Empfehlenswert.
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