Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Bücherliebe- Eine Bilderreise in die Welt des Lesens-Kunth




Dieser traumhaft schöne Bildband visualisiert die Magie der Bücher, deren Fähigkeit darin besteht, uns in andere Welten zu entführen, unsere Vorstellungskraft zu beflügeln und uns in unbekannte Abenteuer eintauchen zu lassen, ohne dass wir unseren physischen Standort verlassen müssen. 

Hier im Buch geht es um die Schatzkammern des Wissens, geht es um besondere Buchhandlungen und Bibliotheken, um deren jeweils eigene Persönlichkeit, vor allem aber um die in der ganzen Welt dadurch dokumentierte Bücherliebe. 

Die Reise ist alphabethisch geordnet und beginnt mit dem Bücherschatz in Stift Admont, zu dem man Wissenswertes in einem Kurztext erfährt und den man auf einem Foto bestaunen kann. Im größten klösterlichen Büchersaal der Welt befinden sich etwa 70 000 Bände, dicht aneinander gereiht. 

Ein Traum auch ist die Klosterbibliothek in Bad Schussenried und eine Besonderheit in meinen Augen ist die aufgeschlagene Bibel in der Dorfkirche von Naidi auf den Fidschi-Inseln. 

Man liest über Chinas alte Druckkunst, die aus dem 7. Jahrhundert stammt und  kann, nachdem man unter dem Buchstaben B bereits vieles bestaunt und dazugelernt hat, sich über die Pariser Kultbuchhändler an der Seine informieren. 

Über das alte Handwerk der Buchbinderei erfährt man Näheres, auch  über eine beeindruckende Buchhandlung in Bukarest, zudem über das "Clementinum"  in Prag und die "Biblioteca Joanina" in Portugal. 

Seite für Seite wird man mit wunderbaren Bildern beschenkt und entdeckt den Seiten 102/103 den 2016 verstorbenen Romancier Umberto Eco in seiner Bibliothek. Das Foto entstand 2014. Man erkennt sofort seine Liebe zu seinen Büchern, Bücher, die ihn als Mensch überdauert haben, seinen Geist aber am Leben hielten. 

Wenn es um die schönste Buchhandlung der Welt geht, belegt  "El Ateneo"  in Buenos Aires oft einen der ersten Plätze. "El Ateneo" befindet sich im ehemaligen Theater Grand Splendid. Sehr eindrucksvoll!

Dann liest man einige Seiten später von Schriftstellern und ihre Spleens, darf sich auch mittels eines informativen Textes an Johannes Gutenberg erinnern, sich mit Hermann Hesse befassen und einen Blick in Victor Hugos chinesischen Salon in seinem Haus auf Guernsey werfen. 

Ibn Sinas Handschriften sind ein Thema. Von den rund 450 Schriften sind heute noch 240 enthalten. Sein Kanon der Medizin löste die westliche Klostermedizin ab und hat bis ins 17. Jahrhundert als Hauptwerk der medizinischen Wissenschaft uneingeschränkte Autorität genossen. 

Vorgestellt wird u.a. die Buchhandlung "Trouve du Livre", die sich in einem alten Weinkeller in einer Kleinstadt am Canal du Midi befindet und rund 50 000 Bücher beherbergt. Auch die Buchhandlung "Ler Devagar" wird nicht vergessen. Sie befindet sich in Lissabon und man erfährt, in welchem Land die größten Büchersammler leben.  Ich verrate es an dieser stelle nicht.

Irgendwann, konkret auf den Seiten 196/197 liest man von Thomas Mann und seinen Wirkstätten und kann sich wenig später verzaubern lassen von dem Anblick einer Buchhandlung in Montevideo. 

Lesen, betrachten, blättern und innehalten, so z. B. die beiden Säulen des Wissens in Prag. Diese Installation, "Idiom" genannt, der Künstlerin Matej Kern besteht aus 8000 Büchern und steht in der Eingangshalle des Hauptgebäudes der Prager Stadtbibliothek. 

Ein wenig Klatsch ist in diesem hochkarätigen Werk auch dabei, so etwa im Hinblick auf Schriftsteller, die Schauspielerinnen ehelichten. 

Dann ist natürlich auch die berühmte Buchhandlung "Shakespeare an Company" in Paris ein Thema, Dort übrigens können Jungliteraten eine Zeitlang kostenlos wohnen. 

Vieles, was es in diesem Bildband zu sehen gibt, ist einfach umwerfend schön, speziell die alten Klosterbibliotheken.. 

Irgendwann beim Buchstaben W angelangt wie etwa "Wilde" oder "Weltliteratur"  halte ich lange auf Seite 324/ 325 inne, denn hier kann man die "Herzog Anna Amalia Bibliothek" in Weimar  bestaunen. Ich habe sie bereits im Original gesehen. Unvergesslich. 

Unvergesslich wie "Utopia", das Paradies auf Erden, das Thomas Morus seinen Lesern einst geschenkt hat... Dass Goethe das Porträt von Morus neben seinem Stehpult an der Wand hängen hatte, war gewiss kein Zufall.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

Onlinebestellung bitte hier klicken: Kunth oder Amazon