Die Autorin Marie-Pascal Rauzier hat bereits mehrere Bücher über Marokko geschrieben, gemeinsam mit den Fotografen Cecile Treal und Jean -Michel Ruiz hat sie den bezaubernden Bildband "Marokko" verfasst.
Marokko ist ein Staat in Nordwest-Afrika. Dieser Staat grenzt im Westen an den Atlantik, im Norden an das Mittelmeer, im Osten und Südosten an Algerien und im Süden an die Westsahara. Die zu 99% muslimische Bevölkerung besteht zu zwei Dritteln aus Arabern sowie arabisierten Berbern und zu rund einem Drittel aus Berbern. Die Berber, die Sprache und Brauchtum weitgehend bewahrt haben, leben besonders in Gebirgen. Im Süden leben negride Nachkommen früherer Sklaven und Soldaten aus der Sudanzone, zudem leben 16000 Juden und 50000 Europäer in Marokko.
Rauzier berichtet zu Beginn des Buches von den Farben Marokkos. Rot, Blau, Ocker, Grün, Gelb Orange und Rosa beleben dieses Land. Rot ist dabei die Farbe, die angeblich vor dem bösen Blick schützt. Das Gewand des Wasserträgers leuchtet rot. Malvenfarben sind die Krokusblüten, aus deren orangefarbenen Blütennarben Safran gewonnen wird. Die Färber im Marrakesch färben wie seit Jahrhunderten Woll- und Baumwollfäden nach uralten Handwerkstechniken. Das kann man den beeindruckenden Fotos entnehmen kann.
Die traditionelle arabische Stadt (Medina) hat ihre Topographie aus dem 12. Jahrhundert bewahren können. So liest man, dass in Marrakesch einst 200 quadratische Türme die 19 km lange Stadtmauer bewachten. Dahinter verbirgt sich die Medina, die nach Gesellschaftsschichten, Gilden und Zünften in Viertel unterteilt ist. Sie bildet mit ihrer Stille und Ruhe den Kontrast zu den lärmenden, hektischen Souks. Die Autorin berichtet detailliert vom Innenleben der Medina. Dieser Bericht wird durch zahlreiche Bilder illustriert. Man wird auch über die Welt der Souks in Kenntnis gesetzt, die durch Farben und Formen, sowie Gerüche die Besucher in Staunen versetzen. Die Händler und Handwerker aber auch die Garküchen gehören in eine Welt, die wir Europäer zunächst begreifen lernen müssen. Man liest von der Tagine, dem runden dickwandigen Topf, der Gargut vor der heißen Flamme schützt und als das marokkanische Gericht schlechthin gilt.
Der Ruf des Muezzins vom Minarett wird thematisiert, der fünfmal täglich durch den Gebetsruf an die Bedeutung des Islam als Staatsreligion in Marokko erinnert. Man liest, dass der Islam schon im 7. Jahrhundert in Marokko eingeführt wurde und kann die "zellijes" - die bunten kleinen Keramikplättchen anhand der Fotos bewundern, mit denen die Wände der Paläste, Moscheen und Medersen gefliest sind. Man sieht auch wie diese zusammengefügt werden. Beeindruckend schön ist die Karaouine - Moschee in Fes. Sie ist die berühmteste Moschee Marokkos. Über Kalligrafie, die wichtigste und im Islam einzig geduldete Kunst wird man informiert, bevor man Bilder von der Wüste bestaunen kann und textlich mit dieser vertraut gemacht wird. Man liest in diesem Zusammenhang über Dromedare und über den Sinn und Zweck von Karawanen. Ein Kapitel des Buches ist den Aromen und Düften gewidmet.
Die marokkanische Zubereitung von Tee lernt man kennen und man wird über die Kochkunst in Marokko in Kenntnis gesetzt. Besonders die Küche des Ramadan wird thematisiert. Weihrauch und Myrrhe werden bei Kräuterhändlern im Naturzustand verkauft, wie man deren Duft freisetzen kann wird erklärt und die Wirkung des jeweiligen Duftes auf die Psyche geschildert. Das Meer und die Fischereiprodukte werden dem Leser durch Text und Bild vertraut gemacht, aber auch die Paläste, Gärten und Riads. Man liest, dass die Kunst der arabisch-islamischen Gärten im Orient, in Bagdad, Damaskus und Kairounan entstand . Sie diente den Schöpfern der marokkanischen Gärten als Vorbild. Orangen-, Zitronen, - Granatäpfel und Pomeranzenbäume, Zypressen, Judasbäume und vieles mehr erfreuen dort den Blick. Nachts vermischen sich die Düfte der Blüten mit der Kühle des Brunnens sowie der Bewässerungskanäle und betören auf diese Weise Verliebte.
Märchenhaft sehen die marokkanischen Salons aus, die vielen schönen Stoffe, die Illumination, wundervoll!
Die Ausstattung der Paläste und Riads ist ein Erbe arabisch-andalusischer Kunst. Das Hamam, die öffentliche Badeanstalt wird dargestellt und man wird über die wichtigsten Bestandteile der Toilette der Frauen informiert. Henna, Arganöl, Ton, Pflanzen und Seifen gehören dazu. Die Techniken der Verschönerung werden von Generation zu Generation weitergeben. Überall auf dieser Welt möchten Frauen schön sein. Ein Phänomen, das mich schon als kleines Mädchen begeistert hat. Wenn man genau hinsieht, wird man feststellen, dass jede Frau auf ihre Art es auch wirklich ist. Zum Schluss wird man über die Berber des Atlas informiert und über Lehm- und Bruchsteinhäuser, um schließlich auf den letzten Seiten die Marokkaner feiern zu sehen. Sie tun es mit gleicher Begeisterung wie die Menschen überall auf dieser Welt.
Die Texte und unzähligen Bilder sind ein Traum, den man sich unbedingt gönnen sollte.
Ein wirklich gelungenes, schönes Buch!
Empfehlenswert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen