Haug von Kuenheim beschreibt sehr anschaulich den Süden Ostpreußens, zwischen Torfmooren und sandiger Öde, zwischen verborgenden Seen und Kiefernwäldern. Ostpreußen mit seinen Regierungsbezirken Königberg, Allenstein und Gumbinnen gibt es auf der politischen Landkarte nicht mehr. An seine Stelle traten polnische Verwaltungsbezirke. Man liest von Kant in Königberg, von Kopernikus in Frauenburg, aber auch von Herder und Lenz in Masuren und erfreut sich an den wirklich gelungenen Bildern, die die Gestüte in Liski und Kadyny veranschaulichen. Dort werden noch heute die berühmten Trakehner Pferde gezüchtet.
Idyllisch ist das Foto der barocken Wallfahrtskirche Heiligenlinde. Ein Ort, den man bei einer Reise in die Region unbedingt aufsuchen sollte, nicht nur aufgrund von kunsthistorischen Erwägungen, sondern, weil es sich um einen Ort des Friedens handelt, an dem über Jahrhunderte die Menschen zu Gott gebetet haben und damit bekundeten, dass sie sich nicht für das Maß aller Dinge gehalten haben.
Berührend sind die Bilder der verfallenen ostpreußischen Schlösser und Herrenhäuser. Diese Ruinen und verfallenen Häuser befinden sich inmitten verwilderter Parks. Nur einige der Gebäude werden mit viel Geld und Liebe wieder aufgebaut. Im Text liest man das ein oder andere über die ehemaligen Besitzer, lernt "Gut Bergenthal", einen Bau aus der Anfangszeit des Ordens kennen, der leider derzeit verfällt. Auch von der "Ruine Schlobitten" und dem Besitz der Lehndorffs kann man sich einen Eindruck machen.
Hervorheben möchte ich das zweiseitige Foto der gotischen Ordensburg Allenstein und die gelungenen Aufnahmen vom alten Stadtkern in Danzig. Obgleich die Stadt, deren Blütezeit im 16. und 17. Jahrhundert lag, 1945 völlig zerstört war, haben polnische Restaurateure hier ein Wunder vollbracht. Heute nämlich erstrahlt Danzig erneut in alten Glanz. Man liest von der Speicherinsel in Danzig, die früher das Zentrum des Getreidehandels war und erhält einen plastischen Eindruck von den prachtvollen Patrizierhäusern.
Fast poetisch wird die Seenlandschaft Masurens beschrieben. Die Bilder des Spirdingsees gefallen, ob der Ruhe und Melancholie, die sie ausstrahlen. Eine traumhafte Landschaft. Immer wieder erfährt man historisch Wissenswertes, so etwa, dass Perkunis ein Gott der Pruzzen war, der noch lange bis ins christliche Preußen hinein, verehrt wurde. Es folgen Kurzbiographien der Ostpreußen Ernst Wiechert, Siegfried Lenz und Marion Gräfin Dönhoff, bevor man sich in den informativen Text und die Fotos vertiefen kann, die das Frische Haff zum Thema haben. Besonders angetan bin ich von den Aufnahmen der Marienburg und dem textlichen Beitrag, der ihre Geschichte knapp skizziert. Die Burg war im Laufe der Jahrhunderte Ordensburg, Königspalast, Zeughaus und Hospital.
Im letzten Drittel des Buches werden sehenswerte Orte von A bis Z genannt und kurz vorgestellt und schließlich zum Schluss das einstige Zentrum deutschen Geisteslebens - Königberg- in Erinnerung gerufen.
Ein Foto der Albertina von 1906 erinnert an all die Studenten, die sich dort lange Jahrzehnte nach Kants Tod, noch immer mit seiner Philosophie befasst haben. Dieses Gebäude wird wohl auf Ewigkeit mit dem Königsberger Philosophen verbunden bleiben, der uns allen durch seinen "kategorischen Imperativ " den Schlüssel zum Paradies geschenkt hat. Wir sollten ihn nutzen, zum Wohle aller.
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