Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Die Welt von gestern in Farbe: Bayern

Herausgeber dieses sehr schönen Bildbandes ist Christian Brandstätter. Das Buch enthält 306 Abbildungen nach handkolorierten Glasdiapositiven und Farb-Photochromen. Die Bilder sind zwischen 1890 und 1910 entstanden. Dargestellt ist die längst versunkene Welt des Königreichs Bayern und zwar in den Farben jener Tage.

Der Bilderreigen ist eingeteilt in: Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Landeshauptstadt München, Unterfranken, Oberfranken und Mittelfranken. Wolfgang Till erläutert in knappen Worten jedes einzelne Foto. Abgelichtet ist die bayerische Landschaft, die alten Städte und die Menschen aus längst vergangener Zeit.

Die Bilder strahlen viel Ruhe aus. Man erlebt die Gegend als touristisch noch nicht erschlossen. Die Frauen tragen noch lange Röcke, viele der abgelichteten Personen haben Trachten an. Die Kleidung ist dezent, keiner trägt schrille Farben.

Orte wie Mittenwald kann man mit heute nicht vergleichen. Die Straßen sind nicht bepflastert, überall gibt es Sandwege, auch in Berchtesgaden. Selbst die Orte am Starnberger See strahlen Ruhe und Beschaulichkeit aus. Auf den Seen sieht man nur hin und wieder Fischerboote. Die Schlösser wirken weniger protzig, weil sie, wie auch alle Häuser der Städte, nicht renoviert sind.

Da ich viele Orte in Bayern kenne, habe ich mit großer Neugierde die Fotos begutachtet. Nur München hat etwas Modernes, alle anderen Städte wirken mittelalterlich.

Die Bomben des 2. Weltkrieges haben viele der abgelichtenen Häuser in München, Ulm, Augsburg, Nürnberg und Würzburg zerstört. Nicht wenige wurden nicht mehr aufgebaut.

Neben den erklärenden Texten von Wolfgang Till kann man immer auch kleine Texte aus jenen Tagen als die besagten Häuser noch existierten von Karl Baedeker und seinen Kollegen lesen. Diese Texte finde ich aufschlussreich, weil sie mir verdeutlichen, wie man damals Schönheit wahrgenommen hat.


Ein Foto zeigt die Ludwigsstraße in München. Die Menschen um 1900 gehen auf der breiten Straßen spazieren. Nur ein paar Fuhrwerke sieht man dazwischen. Sehr beeindruckend.

Den Anblick von Rothenburg ob der Tauber fand ich besonders interessant, weil die Häuser noch nicht im Zuckerbäckerstil aufgemotzt sind, sondern mit mittelalterlicher Authentizität aufwarten.Beeindruckend sind auch die Fotos von Nürnberg, nicht zuletzt weil diese Stadt im letzten Krieg viel von ihrer alten Bausubstanz einbüßte. Nürnberg zählte wohl zu einer der schönsten Städte im Land.


Die Fotos im Buch sind ein Zeugnis dafür, dass auf Erden nichts von Bestand ist.


Empfehlenswert.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen