Dieses Blog durchsuchen

Rezension: 100 legendäre Reise-Routen: Auf den Spuren großer Entdecker, Schriftsteller und Abenteurer (Gebundene Ausgabe)

In diesem spannenden Buch lernt man 100 legendäre Reiserouten näher kennen. Jede einzelne Route wird kurz beschrieben und es wird auf historische Besonderheiten hingewiesen. Anhand von Kartenausschnitten erhält man einen visuellen Eindruck, der durch die beigefügten Fotos noch verstärkt wird. Außerdem wird stets weiterführende Literatur benannt. Die Reiserouten sind in 10 Rubriken eingeteilt, dazu zählen u. a. historische Wege, Entdeckungsreisen, literarische Reisen, aber auch heilige Wege und die Seefahrt.
Natürlich ist es unmöglich im Rahmen einer Amazon- Rezension auf alle Routen näher einzugehen. Ich werde mich deshalb auf einige beschränken, um Ihnen, liebe Leser, einen kleinen Überblick zu verschaffen.



Zu Beginn erfährt man Wissenswertes über berühmte Autorouten, wie etwa die "Rallye Paris-Dakar", aber auch über das "Rennen Peking-Paris" von 1907. Damals war das Automobil erst knapp 20 Jahre alt. Die wohl größte Herausforderung für die Fahrer bestand darin, dass es auf den meisten Rennabschnitten - durch China, die Mongolei, Sibirien und über den Ural nach Westrussland - keine Straßen gab. Es galt viele Berge zu überwinden, die zu steil waren für die Autos. Ochsen und Pferde mussten die Autos deshalb ziehen. Sehr schwierig auch war es die Fahrzeuge über wackelige Brücken zu befördern. Man liest von der alten "Seidenstraße", dem Weg über das Dach von Asien, aber auch von der "Transsibirischen Eisenbahn", die von Moskau nach Wladiwostok führt. Mit ihren rund 9300 Kilometern ist sie die weltweit längste durchgehende Eisenbahnstrecke. Die sechstägige Fahrt gehört noch heute zu den großartigsten Zugreisen der Welt.



Der "Orientexpress" wird thematisiert. Er bot ab 1883 für Reisende zwischen Paris und Istanbul den höchsten erdenklichen Komfort. Im Laufe der Zeit wurde die Streckenführung mehrmals geändert. Heute steht der Name für eine Verbindung zwischen Straßburg und Wien. Der alte Inka-Weg hin zur vergessenen Stadt Machu Picchu wird thematisiert. Hiram Bingham hat 1911 Machu Picchu entdeckt, das von den spanischen Conquistadoren des 16. Jahrhunderts gottlob nicht gefunden worden war. Beeindruckend sind die Bilder von der Landschaft um Cusco, der alten Inka-Hauptstadt. Man lernt in der Folge historische Wege kennen, unter anderem jene, die Alexander der Große zurücklegte als er den Osten eroberte. Die Schlacht bei Issos bleibt nicht unerwähnt, Alexanders leben wird kurz skizziert und man erhält einen visuellen Eindruck von Babylon, das 331 v. Chr. an Alexander fiel.



An Marco Polo wird erinnert und seine Reise von Venedig nach Asien. Dieser Reisende lieferte eine lebendige Beschreibung seiner dreieinhalbjährigen Reise, die ihn zusammen mit seinem Onkel und seinem Vater nach China brachte. Als Marco Polo auf Reisen ging war übrigens Samarkand an der Seidenstraße eine bevölkerungsreichste Stadt der Welt. Sehr gut beschrieben sind die Wege der spanischen Eroberer Francisco Pizarro in Peru und dem daraus folgenden Ende des Inka-Reiches, wie auch die Feldzüge des skrupellosen spanischen Eroberers Hernán Cortés. Mit weniger als 600 Mann besiegte er die Azteken in Mexiko. Seine brutalen Machenschaften werden unverblümt benannt. Die weiterführende Literatur ist gut ausgewählt. Es lohnt sich wirklich sich in diese Bücher zu vertiefen. Ich habe dies vor Jahren bereits getan als ich mir einen Eindruck über die Eroberungen Lateinamerikas gemacht habe.



Die Expedition des Arztes Mungo Park in Westafrika wird gut skizziert. Lesern von Boyles "Wassermusik" ist dieser Name sicher geläufig, auch liest man von Henry Morton Stanleys Eroberung des Kongo. Bei den Erkundungen der Seen und des Kongos leistete ihm ein zwölf Meter langes, zerlegbares Schiff sehr gute Dienste. Die "Grand Tour", sprich die Kavalierreise im kontinentalen Europa in längst vergangenen Zeiten ist ein weiteres Thema. Ihr Ziel bestand darin den Horizont junger Männer zu erweitern und ihnen die Kultur und das hochkomplizierte Hoflebendes vorrevolutionären Frankreich , sowie Rom und die ruhmreiche Klassik und die Renaissance in Italien nahezubringen. Deutschland hatte damals für Reisende einen sehr schlimmen Ruf wegen der Schlammstraßen voller Schlaglöcher, seinen wanzenverseuchten Gasthäusern mit katastrophalem Essen und störenden, tyrannischen Beamten.



Die Reisen Voltaires, Casanovas und Mozarts bleiben nicht unerwähnt. Ich habe wirklich gestaunt, wo sich diese Herren überall aufhielten, insbesondere Casanova. Auf Patrick Leigh Fermors Reisebeschreibungen wird hingewiesen. Seine grenzenlose Neugierde begeistert mich schon seit langem. Nicht minder neugierig war übrigens Hemingway. Seine Verehrung Spaniens hat sich in vielen seiner Bücher niedergeschlagen.

Bei den Pilgerpfaden kann man sich in eine Reise im Heiligen Land, aber auch in eine nach Mekka vertiefen, Nepal und der Himalaya werden ebenso erwähnt wie die Pilgerreise nach Benares. Interessant fand ich die Beschreibung der neolithischen Ley-Linien, welche prähistorischen Stätten in Großbritannien miteinander verbindet. Die Linie beginnt übrigens in Stonehenge, das lange bevor es Druiden gab bereits existierte. Sich in die vielen Wege, die nach Santiago de Compostela führen, zu vertiefen ist sehr spannend. Man ahnt die körperliche Anstrengung, die Pilger in allen Zeiten auf sich genommen haben um die Grabstätte des heiligen Jakob aufzusuchen.



Wer sich für die klassischen Feldzüge und Schlachttouren - für die Spur des Krieges - interessiert, wird ebenfalls im Buch aufgeklärt. Hier finde ich die Informationen zum "Hadrianwall", der vor 1900 Jahren seitens der Römer in Großbritannien errichtet wurde, interessant, aber auch die Einblicke in die ergreifenden Stätten des Ersten Weltkrieges, sprich die Schlachtfelder der Westfront. An das Grauen dieses Krieges erinnern Soldatenfriedhöfe. Allein 1,4 Millionen Franzosen verloren hier ihr Leben. Man lernt die Reiseroute von Odysseus kennen und erhält einen Einblick in das Land der Pharaonen. Hier werden die Fahrten von Luxor thematisiert und auf die wichtigsten Baudenkmäler hingewiesen. Die Reisen der Wikinger von Island nach Neufundland sowie die Reisebeschreibung entlang der Fjorde der norwegischen Küste und wenig später nach Timbuktu verdeutlichen, wie viel es auf dieser Welt zu sehen gibt und welchen Sinn es macht seinen Gesichtskreis sein Leben lang zu erweitern. Ziel des Reisens sollte meines Erachtens sein, dass man von jeder Reise etwas gebildeter und toleranter zurückkehrt.



Ein wunderbares Buch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen