Dass es in Böhmen viele Schlösser und repräsentative Gärten gibt, wusste ich bereits von meinem vor langer Zeit schon verstorbenen Vater, dessen Vorfahren französische Hugenotten waren, die vor einigen hundert Jahren nach Böhmen einwanderten. Seine Schilderungen waren es, die mich dazu motivierten, mehr über die Schlösser in Erfahrung zu bringen.
Wissen sollte man, dass Böhmen und Mähren, die beiden historischen Kernländer der Republik Tschechien zu den dichtesten Kulturlandschaften Europas zählen. Vielleicht war dies ein Grund, weshalb sich französischen Hugenotten nach Böhmen begaben. Neben mittelalterlichen Stadtanlagen wird das Aussehen der Landschaft hauptsächlich durch viele imposante Schlösser und Gärten geprägt. Von über 6000 Schlössern, Herrensitzen, Burgen, Ruinen und historischen Gartenanlage ist die Rede. Ähnliches gibt es nur in England. Grund beispielsweise für die mächtigen Renaissanceschlösser war der Wille nach Unabhängigkeit seitens des Böhmischen Herrenstandes gegenüber dem Herrscher.
Nachdem man einen kurzen Überblick über die Geschichte Böhmens und Mährens erhalten hat und hier auch zu Kunstraub und Enteignung unter der NS-Regime informiert wird, werden - in drei Abschnitte untergliedert - eine Vielzahl von Schlösser und Gartenanlagen dort durch umfangreiche Texte und Bilder vorgestellt. Bei den Abschnitten handelt es sich um:
Renaissance und Manierismus
Barock und Rokoko
Klassizismus und Historismus.
Neben der Präsentation der Schlösser und ihres Innenlebens, sowie der besagten Gärten erhält man viele Zusatzinformationen. So wird ausführlich erklärt, was man u.a. unter Sgraffiotechnik zu verstehen hat, auch wird mit einem spannend zu lesenden Exkurs über italienische Gartenkunde aufgewartet, erläutert, was ein Ornamentmotiv der Groteske genau ist, was eine Schlosskirche und was Gemäldegalerien ausmachen, wie Arkadenhöfe, wie Schlosstheater und wie Schlossbibliotheken beschaffen sein müssen und worin beispielsweise die Tradition von Parkbauten besteht.
Auf Seite 228 ff wird übrigens Schloss Dux vorstellt. Dort schrieb bekanntermaßen Casanova seine Memoiren. Es ist weiß Gott nicht das imposanteste Schloss, dass im Buch thematisiert wird. Geradezu grandios ist der Sommersitz der Fürsten Liechtenstein. Kein Wunder, dass die ursprünglichen Eigentümer es wieder haben wollten.
Was mich immer wieder fasziniert, ist die Fülle an Meisterleistungen, die in Schlössern besichtigt werden können. Diese Tatsache lässt mich stets für einen Augenblick über die Herrschaftsverhältnisse hinwegsehen, die die Anhäufung dessen, was man bewundern kann, erst möglich gemacht hat.
Besonders lesenswert ist die Beschreibung von Schloss Friedland, das Kafka einst zu seinem Werk "Das Schloss" inspiriert haben soll. Der Romancier weilte an einem Wintertag 1911 auf Schloss Friedland. Zu diesem Zeitpunkt war das Schloss und der Park bereits 100 Jahre für jedermann zugänglich, ganz anders als "Das Schloss" , in dem "K" ohne Erfolg um Einlass bittet...
Dem Klassizismus sehr zugetan, fasziniert mich der einstige Sitz des Fürsten Metternich in Bad Königswart am meisten. Man wird sehr gut über dessen Architektur und den Innenraum in Kenntnis gesetzt und erfährt Näheres zum dortigen englischen Landschaftspark.
Ein gelungenes Buch. Sehr empfehlenswert.
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