Die Autorin Silke Martin hat gemeinsam mit dem Fotografen Ernst Wrba dieses wunderschöne Buch auf den Weg gebracht. Für Kultur- und Weinliebhaber ist der Bildband ein besonders Highlight, denn diese Region mit ihren vielen Burgen und Weinörtchen zählt zu einer der zauberhaftesten in Deutschland und deshalb auch ist das Obere Mittelrheintal nicht grundlos Weltkulturerbe geworden.
Eingangs erfährt man zunächst, dass der Mittelrhein mit seinen vielen Kurven und Schleifen eine Länge von etwa 130 km misst. Das soeben erwähnte Obere Mittelrheintal erstreckt sich auf eine Länge von 65 Flusskilometern von Bingen bzw. Rüdesheim bis Koblenz. Das Untere Mittelrheintal ist die Region von Koblenz bis Bonn. Anhand einer Karte hat man Gelegenheit sich klar zu machen, wo all die beschriebenen Ort liegen. Dazu möchte ich erwähnen, dass ich in dieser Region schon vielmals gewesen bin und vor langen Jahren dort sogar mit meinem Fahrrad unterwegs war. Eine solche Tour ist einfach traumhaft. Schon jetzt kann ich versichern, dass Martin und Wrba ihre Sache sehr gut gemacht haben.
Zunächst wird man ausführlich über die Entstehungsgeschichte des "deutschen Grand Canyon" in Kenntnis gesetzt. Diese nahm vor rund 400 Millionen Jahren ihren Anfang. Man liest von dem wichtigsten Zuflüssen in der Region, sprich der Nahe und dem Rhein. Gelungen ist das Kapitel, in dem die Rheinromantik thematisiert wird. Im 19. Jahrhundert wurde die Region zum Sehnsuchtsort für viele, nicht zuletzt auch für romantische Dichter. Man liest von den Anfängen der Rheinromantik und wird auch mit der Faszination des Rheintals in der Musik und Malerei näher vertraut gemacht. So haben beispielsweise Franz Liszt und Robert Schumann ihre Rheineindrücke in unterschiedlichen Stücken vertont.
W. Turners Rheinansichten sah ich vor einigen Monaten in Wiesbaden in einer Ausstellung zur Rheinromantik. Schön, dass seine Bilder im Buch thematisiert werden.
Schön auch, dass man das Naturerlebnis Mittelrhein zur Sprache bringt, über den rund 320 km langen Rheinsteig zwischen Wiesbaden und Bonn aufgeklärt wird und auch über verborgene Perlen der mittelrheinischen Natur und den Kletterfelsen im Niederwald etwas lesen kann. Die Region ist ein Rückzugsgebiet für viele Tierarten, auch dies ist ein Thema des informativen Buches und man liest über das "Renaturierungsprogramm Rhein 2020" Wissenswertes, auch über die Tatsache, dass dort am Mittelrhein der Naturschutzbund sehr aktiv ist. In diesem Zusammenhang erfährt man zudem mehr über die vielen Fischarten im Mittelrhein.
Dem Weinanbau sind auch einige Seiten gewidmet. Bei diesem Anbaugebiet handelt es sich um das zweitkleinste Weinanbaugebiet Deutschlands. Man erfährt Näheres über das Terroir, aber man liest auch Bemerkenswertes über den Eiswein und dessen Geburtsstätte Dromersheim. Der Riesling ist ein Thema und auch der edle Rote vom Höllenberg in Assmannshausen. Zu Sprache gebracht wird ferner das alte Weinhandelszentrum Bacharach, das bereits im Mittelalter für diesen Handel bedeutend war. Dann wird der Inselwinzer Friedrich Bastian vorgestellt, dessen Weine ich in Frühling in Mainz bei einer Verkostung probiert habe. Ein tolles Porträt. Bravo. Vorgestellt werden die großen Weine vom Mittelrhein, auch die Ersten Lagen werden benannt. Insgesamt ein guter Überblick, der neugierig auf diese Weine macht.
Anschließend wird man über den Schiffsverkehr auf dem Rhein informiert und in diesem Zusammenhang auch über die Treidler. Einst waren dies wichtige Dienstleister, die mit Mannes- und Pferdekraft die Schiffe bergabwärts zogen.
Aufgeklärt wird man über die Untiefen des Rheins. Wohl am gefürchtetsten ist übrigens das Binger Loch. Bevor man über die Stadt Bingen dann aber mehr erfährt, wird man zunächst über die Geschichte und die Traditionen in der Region aufgeklärt. Das Porträt Bingens ist gelungen, speziell die Skizzierung des sakralen Gesichts der Stadt. Lobenswert auch ist die Tatsache, dass man die Mystikerin, Dichterin, Ärztin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen durch einen zweiseitigen Beitrag hervorhebt und wirklich spannend geschrieben sind die näheren Erläuterungen zu den Burgen, Schlössern und Festungen, von denen es über 40 am Mittelrhein gibt.
Eine der Burgen habe ich besichtigt, auf Burg Stahleck als Studentin vor vielen Jahren sogar übernachtet. Die Schönburg in Oberwesel, auch Burg Rheinfels und Burg Peterseck kommen zu Sprache und man liest von den feindlichen Brüdern. Um diese nicht zu entzweien trat nach der Sage Hildegard von Bingen ins Kloster ein, denn beide hatten sich in die schöne, hochintelligente Frau verliebt. Vermutlich eine weise Entscheidung von Hildegard. Was will eine blitzgescheite Frau mit zänkischen Männer in ihrem Umfeld, außer freiwillig auf diese verzichten?
Auch die Fachwerkidylle ist ein Gegenstand der Betrachtung, zudem wird Koblenz sehr breitgefächert und dabei gut vorgestellt und man lernt auch das untere Mittelrheintal näher kennen und hier schließlich auch Bonn, die Stadt, in der einst Beethoven geboren wurde.
Die Höhenzüge rechts und links des Mittelrheins bleiben in den Betrachtungen auch nicht ausgespart und es werden zudem die kulinarischen Spezialitäten nicht vergessen. Die Lektüre hat mich dazu motiviert, mal wieder einen Rüdesheimer Kaffee zu kreieren. Die entsprechende Tasse habe ich von meiner Tante geerbt und das delikate Getränk auf ihr Wohl soeben getrunken.
Lobend erwähnen möchte ich noch den Beitrag im Hinblick auf die Straußwirtschaften und nun allen Freunden des Vater Rheins, das gelungene Buch ans Herz legen.
Sehr informativ, insofern empfehlenswert.
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