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Rezension: Wie man Venezianer wird: Der Traum vom Leben in der Serenisima (Sondereinband)

Dieses kurzweilig zu lesende, reich bebilderte Buch wurde von der Autorin Dr. Barbara Sternthal und dem Fotografen Harald Eisenberger auf den Weg gebracht. Bevor ich mich in die Texte vertiefte, habe ich mich erst einmal ausgiebig mit den Fotos befasst, die zum Teil Stadtansichten von Venedig zeigen, die ich bislang noch nicht kannte.

Dr. Sternthal liebt Venedig und geht im Buch der Frage nach, was Menschen umtreibt, sich in dieser Stadt, die für Massentourismus steht, niederzulassen und sie zu ihrer Wahlheimat zu machen. Donna-Leon-Leser kennen die vielschichtigen Probleme von Venedig ein wenig und werden sofort sehen, dass Leon ein recht realistisches Bild von der Stadt zeichnet. Es deckt sich nämlich mit den Aussagen der 20 Wahl-Venezianer, über die Dr. Sternthal spannend zu schreiben versteht.


Die Personen, die Dr. Sternthal fokussiert, kommen aus den USA, Österreich, Großbritannien, der Schweiz, aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Dänemark, Tunesien, Kroatien und Chile. Man erfährt, was sie veranlasst hat, sich in Venedig niederzulassen, liest von ihrem Blickwinkel auf die Stadt ihrer Träume, der durchaus kritisch ist und wird nicht im Ungewissen gehalten, womit sich die einzelnen Personen beschäftigen.


Besonders gefallen hat mir das Porträt der Schuhmacherin Gabriele Gmeiner, die im Herbst 2003 das Wagnis einging, in dieser Stadt eine kleine Basis für hochqualitative Luxusgüter zu installieren, (vgl.:S. 54). Sie stellt ihre Schuhe von Hand her. Aufgrund ihrer venezianischen Netzwerke und ihrer Gabe zu viel Eigeninitiative, hat sie es geschafft, sich zu etablieren.


Die Autorin berichtet von Künstlern und Kunsthandwerkern, auch von einem britischen Buchhändler, den es nach Venedig verschlagen hat und von zwei Ruheständlern (er ist Künstler, sie Historikerin) für die das Leben in Venedig nicht bloß selbstverständliche Ästhetik bedeutet, sondern für die auch die Fülle der Farben, Formen, die Architekturen und der Details der Stadt wichtig sind, "die ihr Anlitz mit jedem Wetter und jedem Licht, mit jeder Tages- und Jahreszeit verändert", (vgl: 120).


Mit großem Interesse habe ich das Porträt des Chilenen Gaston Salvatores gelesen, der seit vier Jahrzehnten in Venedig lebt. Als junger Rechtsanwalt verließ der promovierte Jurist einst Chile und war enger Wegbegleiter Rudi Dutschkes. An seinem Schreibtisch in Venedig sind u.a. Werke wie "Hess" entstanden. Hier auch hat er gemeinsam mit Enzensberger an der gemeinsamen Zeitschrift "TransAtlantik" gearbeitet und hier schreibt er noch immer seine Dramen und Texte.


Der Dichter sieht sich als Komplize der römischen Oligarchie, weil er nichts dagegen tun kann, dass die Touristenmassen die Stadt fest im Griff haben und die Bevölkerung schwindet,(vgl:: S.144/145).


Bei allen kritischen Anmerkungen wird im Buch deutlich, dass Venedig etwas ganz Besonderes ist und Menschen, die diese Stadt zur Wahlheimat erkoren haben, von ihr zu kreativem Tun bewegt werden.


Empfehlenswert.

Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.



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