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Rezension:Deutschlands Weltkulturerbe: Eine Reise zu allen UNESCO-Stätten (Gebundene Ausgabe)

Zum Weltkulturerbe gehören von der UNESCO als schutzwürdig erklärte Kunstwerke und Baudenkmäler, bei deren Schutz und/oder Restaurierung fachliche und materielle Hilfe geleistet wird. Deutschland besitzt bislang 33 solcher Stätten und liegt mit Italien (43), Spanien (40) und Frankreich (33) an der Spitze der UNESCO-Liste.

Dieser Bildband stellt alle 33 Orte textlich und fotografisch vor und erzeugt beim Leser sehr große Reiselust. Das 600 Jahre alte Bremer Rathaus und der "Roland", die berühmte Freiheitsstatue in Bremen, werden gleich zu Anfang näher beleuchtet. Man erhält historisch und architektonisch wichtige Informationen u. a. auch im Hinblick auf den Bildhauer Lütger von Bentheim, der den vorgezogenen Mittelerker über dem Arkadengang, gekrönt von einem fünfstöckigen flandrischen Prunkgiebel, schuf.

Die Tore, Kirchen und Gassen Lübecks werden fokussiert. Das Holstentor gehört übrigens zu den Überresten der Lübecker Stadtbefestigung. Bereits 1987 wurde Lübecks Altstadt auf die Welterbeliste gesetzt und zwar im Besonderen folgende Bauwerke: der Rathauskomplex, das Burgkloster, der Koberg, das Viertel der Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhunderts zwischen Petrikirche und Dom, das Holstentor, der Salzspeicher am Traveufer und der archäologische auswertbare Untergrund der Stadt.

Durch die Fotos erhält man einen guten Eindruck von den ältesten Gebäuden. Die Hansestädte Stralsund und Wismar werden in Augenschein genommen. Im Stralsunder Rathaus kann man einen barocken Arkadengang mit reizvoller Galerie besuchen, in dem einstmals Handel betrieben wurde. Die beiden Städte gehörten seit dem 30 jährigen Krieg bis in das 19. Jahrhundert hinein zu Schweden. Berlins Museumsinsel ist Weltkulturerbe. Das Pergamonmuseum gehört zu den meist besuchten Museen überhaupt. Der monumentale Zeusaltar von Pergamon ist wohl der Inbegriff der Berliner Museumsinsel. Die alte Nationalgalerie am gleichen Ort besitzt die bedeutendste Sammlung klassizistischer Kunst.

Unmöglich an dieser Stelle zu allen 33 Orten etwas zu sagen. Hervorheben möchte ich allerdings die Schlösserpracht und Gartenlust von Sanssouci, die Werke Schinkels dort, die wunderbaren Weinbergterrassen vor dem Schloss und das Teehaus, auch die Laube mit dem betenden Jüngling. Sanssouci ist mit dem Park und der Fülle seiner Statuen, Wasserkünste und Parkarchitekturen eine Oase der Schönheit.

Bewundernswert auch sind die Gärten von Fürst Pückler- Muskau und natürlich das neuerblühte Dresden. Ausführlich wird über alles Sehenswerte dieser Barockstadt berichtet, bevor man sich in die Geschichte Weimars vertieft und sich ausgiebig mit den dortigen Kulturgütern befasst. Goethes Gartenhaus zählt natürlich zum Weltkulturerbe. Es stimmt, "Weimar zu besuchen und zu besichtigen lohnt allemal ein mehrtägiger Aufenthalt." Annähernd 1300 Fachwerkhäuser aus 7 Jahrhunderten gibt es in Quedlinburg. Auch das älteste deutsche Fachwerkhaus zählt dazu. Es wurde einst in Ständer-Bauweise errichtet: senkrechte hölzerne Ständer reichen vom Boden bis zum Dach. Sparsam wurden Querbalken zur Stabilisierung eingesetzt. Am Wichtigsten ist architektonisch gesehen die Stiftskirche St. Servatius , die zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaut wurde. Natürlich ist der Burgberg mit der die kaiserliche Pfalz ein Highlight im Kulturerbe. Quedlinburg war einst Königsresidenz und ein wichtiges Zentrum während der Herrschaft Heinrich I. Die Städte Goslar und Hildesheim haben ebenfalls kulturelle Besonderheiten zu bieten, wie Texte und Bilder deutlich machen.

Der prächtige Kölner Dom wird ausführlich thematisiert, aber auch der Kaiserdom von Aachen. Dort lies Kaiser Karl seine Palastkirche nach dem Vorbild byzantinischer Bauten errichten , dennoch war und ist sie eine Marienkirche. Das Gnadenbild "Unserer Lieben Frau von Aachen" macht sie zu einem Wallfahrtsort.
In der Apsis befinden sich die sterblichen Überreste von Karl dem Großen im Karlschrein, einem Meisterwerk maasländischer Goldschmiedekunst.

Das Obere Mittelrheintal wurde in seiner Gesamtheit auf die Welterbeliste gesetzt. In dieser Gegend hat die deutschen Romantik Gestalt angenommen. Die Fotos im Buch lassen diesbezüglich keinen Zweifel aufkommen.Das Trier zum Weltkulturerbe zählt, versteht sich von selbst. Die Stadt wurde 17 v. Chr. gegründet und war seit 285 n. Chr. Hauptstadt des Westreichs, das von Nordafrika bis auf die britischen Inseln reichte.

Der Speyerer Dom ist der älteste der drei rheinischen Kaiserdome und Bestattungsort von vier Kaisern, drei Kaiserinnen und mehreren Königen. Im Buch wird ausführlich der Gang nach Canossa beschrieben, ein historischer Sachverhalt, der dem in Speyer beerdigten Heinrich IV. qualvolle Stunden bereitet hat.Über die wundervollen Städte Bamberg und Regensburg erfährt man viele historisch und architektonisch wissenswerte Einzelheiten aber auch über andere Orte mehr, die ich an dieser Stelle nicht aufzählen möchte.

Dass das Reichskloster in Lorsch zum Weltkulturerbe gehört habe ich bislang nicht gewusst. Einst war das Kloster ein kulturelles, religiöses und wirtschaftliches Zentrum. Karl der Große hielt sich dort auf und der Ort wurde Grablege der Karolinger, zudem war das Kloster das Zentrum mittelalterlicher Buchkultur. Die Königshalle ist das einzige Bauwerk, das aus der Karolingerzeit noch erhalten ist. Zu welchem Zweck man sie erbaute können die Forscher immer noch nicht mit Gewissheit sagen.

Ein wunderbares Buch, dessen Lektüre ich jedem kulturell Interessierten wärmstens ans Herz lege. Lobenswert auch, das neben der Fülle an architektonischen und historischen Informationen immer eine gute Übernachtungsmöglichkeit genannt wird und jeweils Anschriften für Touristinfos gegeben werden.

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