Dieses bemerkenswerte Buch für Münchenliebhaber (m/w) ist eine Teamarbeit der Journalistin Ingeborg Pils, der mehrfach ausgezeichneten Fotografin Barbara Lutterbeck, der freien Buchmacherin Tia Lottermoser und des Graphikers Rüdiger Wagner.
Aus der Buchreihe "Weiberwirtschaften" sind bereits sechs Bücher veröffentlicht worden. Drei davon habe ich im Onlinemagazin "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert und zwar "Hessische Weiberwirtschaften", "Südtiroler Weiberwirtschaften" sowie "Fränkische Weiberwirtschaften".
Ausgewählt für das hier vorliegende Buch wurden 30 Gastronominnen aus München, deren Konzepte ebenso unterschiedlich sind wie ihre Lebensläufe. Wie Ingeborg Pils im Vorwort die Leser wissen lässt, schreiben diese Damen mit ihren Gasthäusern, Restaurants, Biergärten, Lounges und Cafés jeweils ein kleines Stück kulinarische Stadtgeschichte. Genau das macht neugierig auf das Buch.
Über die vorgestellten gastronomischen Betriebe und deren Betreiberinnen erfährt man stets Wissenswertes. Die Adressen und Öffnungszeiten der einzelnen Lokale werden stets genannt. Ein Foto von der jeweiligen Wirtin und Fotos von deren gastronomischem Betrieb fehlen auch nicht und vor allem gibt es immer auch Rezepte, so dass man eine Idee davon erhält, wie in den einzelnen Wirtschaften gekocht wird.
Marion Zierer vom Wirtshaus zur Geyerwally pflegt in ihrem Haus mit ruhigem, schattigem Biergarten altbayerische Gastlichkeit. Ihre Rezepte für "Böfflamott", "Kalbsleber-Berliner-Münchner-Art", "Semmelknödel", "Kartoffelknödel", "Spätzle" und "Blaukraut" machen neugierig und das Rezept für "Obatzda" sollte man unbedingt sofort ausprobieren, auch wenn man Bier nicht mag und stattdessen Wein dazu genießt. Köstlich.
Neben gutbürgerlicher bayerischer Küche, wie sie von einigen der vorgestellten Wirtinnen perfekt zubereitet wird, lernt man u.a. ein Veggie-Restaurant mit Bar kennen, auch ein Café, das mir auf Anhieb gut gefallen hat. Das "Café Marais" hat Pariser Flair und das Rezept für "Roastbeef mit Bratkartoffeln" schmeckt durch die beigefügten Kräuter eindeutig provenzalisch.
Spannend ist vor allem die Vielfalt. Auf der Insel Mühle im Westen ist Susanne Mittermeier der gute Geist in Restaurant, Biergarten und Hotel. Dabei lässt sich die Geschichte der Insel bis ins Jahr 1445 zurückverfolgen. Die Wirtschaft befindet sich im historischen Mühlengebäude und nicht weit von der Insel entfernt kann man Schloss Blutenburg besuchen, in der u.a. die Internationale Jugendbibliothek untergebracht ist.
Beigefügt hat die Wirtin zwei Rezepte. Hier möchte ich den "Schrobenhausener Spargel mit neuen Kartoffeln und gebratenem Saiblingsfilet" hervorheben. Nicht ganz einfach in der Zubereitung, vor allem bei der Zubereitung der "Korallenhippe" benötigt man Gelassenheit. Diese Weiberwirtschaft sollte man sich gut merken für einem nächsten München-Besuch, wenn man mehr als nur gutbürgerlich speisen möchte.
Italienisch angehauchte Gerichte wie etwa "Involtini vom Rinderfilet" oder "Tagliolini neri mit Garnelen in Safransauce" gibt es bei Pia Rahnenführer in "Saffer´s Fattoria".
Sehr ansprechend auch ist das Restaurant "Saint Laurent". Das beigefügte Rezept von Claudia Pezeron macht überaus neugierig. Es handelt sich um ein "Lammkarree à la Provencale mit Ratatouille und Kartoffelgratin".
Dieses und vieles andere mehr macht das Buch zu einem Restaurantführer der besonderen Art, zugleich aber auch zu einem tollen Kochbuch.
Nicht zu vergessen: Künstler treffen sich im "Turmstüberl". Dort finden regelmäßig auch kulturelle Veranstaltungen statt. Die Adresse kann man dem Restaurantführer entnehmen.
Sehr empfehlenswert