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Rezension: Mallorca- Michael Poliza- teNeues

Die Fotos für diesen wunderschönen Bildband hat der renommierte Fotograf Michael Poliza realisiert. Er wurde als Pionier der Digitalfotografie, die beindruckende Wildlife- und Landschaftssujets thematisiert, mehrfach ausgezeichnet. Für sein Werk "Eyes over Africa" erhielt er den Deutschen Fotobuchpreis“. Einige seiner hervorragenden Bücher habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" bereits vorgestellt und war überrascht als ich las, dass Michael Poliza in diesem Frühjahr bei teNeues einen Fotoband mit Impressionen von Mallorca veröffentlicht hat.

Die Texte für das Buch, in deutscher und englischer Sprache, stammen von Tiny von Wedel. Die freie Autorin lebt seit 2001 auf Mallorca. Die gebürtige Hamburgerin hat mit Poliza übrigens auch ein kurzes Interview gemacht, das man im Buch nachlesen kann. Hier erfährt man, dass es sich um einen Zufall gehandelt hat, dass der Fotograf  Aufnahmen von Mallorca machte. Es war die Zeitschrift Stern, die ihm den Auftrag gab, die Insel in einer Form bildlich zu kommunizieren, wie man sie noch nicht kennt. Dadurch entstand das Interesse, die Insel intensiv kennenzulernen.

Wie Tiny von Wedel eingangs schreibt, hatten lange bevor Touristen die Insel eroberten, sich Phönizier, Karthager, Römer und die Mauren auf Mallorca eingefunden. Sie schreibt weiter, dass Poliza die Insel aus ungewohnten Blickwinkeln zu Wasser, zu Lande und aus der Luft abgelichtet habe. In seinen Drohnenbildern verschwömmen nah und fern und eröffneten dem Betrachter einen Ausblick im Einblick.

Das liest sich interessant und macht neugierig auf die Bilder, bei denen es sich um spektakuläre Aufnahmen fernab der Tourismuspfade sowie Momentaufnahmen einer nahezu graphisch anmutenden Kulturlandschaft und Ferienwelt zugleich handelt. Beim intensiven Bestaunen ist es kein Problem, sofort Tiny von Wedels Eindrücke zu bestätigen.

Es sind epische Landschaftsporträts von Naturparks und Landschaftsschutzgebieten, Ansichten von Felsformationen und Schluchten, Bilder von paradiesischen Stränden und idyllischen Buchten, jedoch auch Pool-Landschaften und Yachten, die wie Spielzeugboote im Mittelmeer treiben. Die Aufnahmen umfassen jeweils eine Doppelseite und zeigen teilweise traumhafte Landschaftsimpressionen, die geradezu surreal anmuten. Ab und an entdeckt man einen Text, so etwa zur Inselvegetation, liest in diesem Zusammenhang über Mandeln, Oliven und Meersalz und staunt über all das Grün, das dem Betrachter entgegengebracht wird.

Irgendwann erblickt man einen Orangenhain. Hier hängen die Früchte fast bis zum Boden. Doch unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf den Hahn, der im Vordergrund steht und irgendwie irritiert zu sein scheint. Idylle pur.

Ein textliches Thema sind auch die Bevölkerung, die Touristen und die Prominenten, die im Buch nur indirekt eine Rolle spielen als unsichtbare Bewohner der gezeigten Häuser oder Schiffe. 

Für Liebhaber künstlerischer Fotos ist das Werk ebenso ein Leckerbissen wie für Mallorca-Liebhaber, die sich an dem Schönen erfreuen möchten, das  den Menschen nicht im Vordergrund wissen will. 

Sehr empfehlenswert .

 Helga König 

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Rezension: Nordsee- Kultur Geschichte Bilder- James Attlee

Dieser schöne Bildband mit insgesamt 200 Farbabbildungen und 30 s/w-Abbildungen bringt den Lesern und Betrachtern die Kultur und Geschichte der Nordsee näher. Das geschieht mittels sehr informativer Texte aber auch durch historische und aktuelle Fotos sowie durch literarische und poetische Miniaturen. 

Die Texte stammen von James Attlee. Der in Oxford lebende Autor listet zunächst die 7 Länder auf, die an der Nordsee liegen. Diese Staaten müssen sich immerfort mit dem nassen Element auseinandersetzen. 

Wie Attlee betont, hat der Mensch einen großen Teil der heutigen Landmasse der Niederlande dem Meer abgetrotzt. Insofern handele es sich hier um eine künstliche Landschaft, die durch zahllose Kanäle, Dämme und Schleusen, Windmühlen und Pumpen reguliert werde. Wie man mit den Herausforderungen des Meeres fertig werde, würde viel über den Nationalcharakter und die Kultur eines Volkes aussagen. 

Bilder von Strandurlaubern, auch aus längst abgelebten Zeiten sollte man ausgiebig studieren, weil sie mehr sind als bloße Postkartenansichten. Was man hier-   teilweise begleitet von sehr schönen lyrischen Impressionen namhafter Poeten- , sieht, sind künstlerisch wertvolle Aufnahmen, die Lebensgefühle am Meer zum Ausdruck bringen. 

Eine Fülle von historischen Bildern und immer wieder Gedichte, darunter selbst Goethes "Nähe des Geliebten", bezaubern facettenreich. 

Was das ist? In der Gesamtheit eigentlich Poesie, facettenreich dargestellt. Auch eine Textstelle aus aus Thomas Manns "Die Buddenbrooks" wird nicht ausgespart und man kann immer wieder traumhafte Bilder vom Meer bewundern und dazwischen  beispielsweise ein Poem von Rilke oder Theodor Storm lesen. Selbst die Sturmschäden von 1962 lassen sich anhand von Bildern  nachvollziehen, indem man sich dabei  in das Gedicht "Sturm" von Heinrich Heine vertieft.

Was dem Leser hier entgegengebracht wird, ist ein Buch, das auf eine subtile Art dazu motiviert, eine Reise an die Nordsee zu planen, um dort das zu finden, was die Dichter in ihren Versen festgehalten haben: Fernweh und Furcht.

"Doch  ich kenne die Gefahren,
die mein Schiff bedrohen.
Ständig wird es durch das
dunkle Meer der Außenwelt
bedrängt werden."

Antoine de Saint-  Exupéry

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