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Rezension: Peter J. König - ALPEN Ein Hochgebirge im Wandel- Lorenz Andreas Fischer- teNeues


"Alpen", ein überaus interessanter und informativer Bildband wurde von Lorenz Andreas Fischer in Zusammenarbeit mit dem teNeues Verlag auf den Weg gebracht. Dabei spricht der Titel dieses beeindruckenden Werkes für sich. Die Alpen gehören zu den bekanntesten Bergwelten auf diesem Planten und sind Anziehungspunkt von Millionen von Besuchern weltweit und ganz besonders für Menschen aus Arabien, Ostasien, China, USA und Japan. Für Europäer sind die Alpen Erholungsgebiet und für Bergsteiger der Einstieg in die Welt des anspruchsvollen Kletterns, durchaus verbunden mit einem großen Gefahrenpotential. Aber die Alpen sind noch viel mehr. Einzigartige Landschaften im Hochgebirge für Berg-Enthusiasten, bilden die Alpen auch eine unersetzliche Quelle für die Wissenschaft, sei es beim Klima, im geologischen Bereich, als auch beim Klimawandel und der Veränderung, die sich daraus ergibt, wenn ab einer bestimmten Höhe der fehlende Dauerfrost, die Gesteinsformation instabil werden lässt und so Abgänge von enormen Ausmaßen stattfinden, die nicht nur für die Bewohner und Besucher dieser Höhen-Regionen gefährlich werden, sondern auch das Bild des Gebirges total verändern. 

Der freischaffende Fotograf und Anbieter von Fotoreisen, Lorenz Andreas Fischer, er hat seinen Schwerpunkt auf Natur-, Wildlife-, und Outdoorfotografie gelegt, wurde für seine Werke vielfach ausgezeichnet, etwa als Wildlife Photographer of the Year oder als bester Europäischer Naturfotograf 2006. Er hat einen Master in Biologie und das Diplom als Gymnasiallehrer.

In diesem photographischen Meisterwerk hat er sich zum Ziel gesetzt, anhand einzigartiger Bilddokumentationen nicht nur die Schönheit der alpinen Welt dem Betrachter zu zeigen, ebenso wichtig ist es ihm festzuhalten, welche enormen Veränderungen die Alpen durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Auch dieses ist in besonderer künstlerischer Form photographisch dokumentiert. Natürlich faszinieren alle Aufnahmen den interessierten Betrachter ungemein. Doch sie erregen auch größte Besorgnis, wie es mit dieser einzigartigen Welt zukünftig weitergehen wird. Deshalb hat Lorenz Andreas Fischer namhafte Experten in seinem Bildband zu Wort kommen lassen, so etwa Dr. Katharina Conradin, als Geschäftsführerin der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness Schweiz, Luiza Deubzer, Mitglied des Vorstandes von CIPRA, einer Organisation zum Schutz für ökologische und soziale Nachhaltigkeit, der emeritierte Prof. Dr. Wilfried Haeberli, er war Professor am Geografischen Institut der Universität Zürich und Direktor des World Glacier Monitoring und Berichterstatter beim UN-Klimarat, Professor Dr. Johannes Hübl, Leiter des Instituts für Alpine Naturgefahren der Universität Wien, Dr. Christoph Marty, studierter Klimawissenschaftler, der seit Jahrzehnten sich mit der Messung von Schneedaten beschäftigt, und Dr. Massimiliano Zappa, studierter Erdwissenschaftler, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf befasst und so beschäftigt ist mit Vorhersagen von hydrologischen Extremereignissen.

Sie alle haben sich fachlich zu den gewaltigen Veränderungen der Alpen durch den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten geäußert und dabei ein düsteres Bild gezeichnet, bis hin zur Tatsache, dass es durchaus möglich ist, dass die Alpen in ihrer jetzigen Form nicht mehr existieren werden. Umso wichtiger ist es, dass die Aufnahmen von Lorenz Andreas Fischer belegen, welche atemberaubende Schönheit die Alpen-Region aufweist, damit alles unternommen wird um ihren Zerfall zu verhindern oder möglichst lange hinaus zu zögern.

Um dem Leser einen ersten Eindruck dieses außergewöhnlichen künstlerischen Bildbandes zu vermitteln, hier die vier großen inhaltlichen Themenbündel: 

TAUWETTER 
GLETSCHERSCHMELZE 
DURSTSTRECKE 
EISWELTEN 

Wie immer bei teNeues ist das Buch besonders hochwertig konzipiert, sowohl haptisch durch die besondere Papierqualität, durch das äußere Erscheinungsbild mit dem beeindruckenden Bild-Cover und natürlich durch die phänomenalen Aufnahmen von Lorenz Andreas Fischer, aber nicht zuletzt auch durch die aufklärenden Beitexte der genannten Sachverständigen, die sehr eindeutig auf die problematische Zukunft der Alpen hinweisen. 

 Maximal empfehlenswert 

 Peter J. König

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Rezension: Kurvengeflüster- André Niedostadek- Thurm


Der Autor dieses spannend zu lesenden Reisebuchs ist Prof. Dr. André Niedostadek, der als Hochschullehrer an der Hochschule Harz, sowie als Business Speaker und Autor tätig ist. Als solcher hat er bereits zahlreiche Bücher zu unterschiedlichen Themen verfasst. "Kurvengeflüster" ist nach "Glücksorte im Harz" sein zweites Reisebuch. 

Der Untertitel des vorliegenden Werkes heißt "Entlang der Via Francigena von Canterbury nach Rom". 

Als ich den Begriff  "Via Francigena" las, recherchierte ich rasch - meiner Gewohnheit entsprechend - bei Wikipedia, was man darunter konkret zu verstehen hat und las: "Als Via Francigena, auch Frankenstraße oder Frankenweg, werden im weiteren Sinne die alten Fernstraßen bezeichnet, die Pilger auf ihrem Weg vom Frankenreich oder von England aus über das Gebiet des Frankenreichs nach Rom zur Grabstätte der Apostel Petrus und Paulus nutzten. Oft findet sich dafür auch – auf das Ziel bezogen – die Bezeichnung Via Romea. Die heutige Rekonstruktion der Via Francigena stützt sich im Wesentlichen auf Angaben des Erzbischofs Sigerich von Canterbury, der im Jahre 990 nach Rom pilgerte."* 

Eine Pilgerreise mit dem Motorrad, warum nicht? Wer pilgert, unternimmt eine Reise zu einem heiligen Ort und das ist in unserer Zeit durchaus auch mit dem Motorrad möglich, wenn man es nicht so eng sieht. 

Über den "Jakobsweg"  ist in den letzten Jahren beinahe zu viel geschrieben worden. Da gibt es nichts mehr zu entdecken. Warum also nicht über die "Via Francigena" informieren? Sie hat kulturell viel zu bieten. Nicht alles ist hier schon in aller Munde. Der Autor verspricht, sich auf das, was kommt, einzulassen, die Augen und Ohren offenzuhalten, in die kleinen Dinge abzutauchen und Begebenheiten des Alltags bewusst wahrzunehmen. André Niedostadek möchte bestaunen. Das ist fast schon ein meditatives Versprechen.

Knapp skizziert wird die 1800 km lange Route bereits im Klappentext "Von der Kathedrale in Canterbury durch Frankreich und die Schweiz, über den Großen-Sankt-Bernhard-Pass, hinein in das Aostatal und weiter durch die Toscana bis nach Rom". 

Vom Rheinland aus fährt  André Niedostadek zunächst mit seinem Motorrad nach Canterbury (England), teilt seine Reisebegegnungen und seine kulinarischen Eindrücke mit seinen Lesern und berichtet schließlich Wissenswertes zur Geschichte von Canterbury. Hier erwähnt er auch die berühmten "Canterbury Tales", eine Sammlung von Erzählungen aus dem 14. Jahrhundert, deren Erstauflage heute zu den teuersten Büchern weltweit zählt. Im September 1998 hat ein amerikanischer Milliardär eine Ausgabe für 4.621.500 Pfund ersteigert. Wer kann heute bereits wissen, was die Erstauflage von "Kurvengeflüster" in 600 Jahren kosten wird, wenn Bücher nur noch einen Sammlerwert haben? Keiner! Klug, wenn Bücher aufbewahrt werden über Generationen hinweg.

Neben kurzweiligen Reiseanekdoten und sehr guten kulturellen Schilderungen, die niemals langatmig, sondern stets spannend daherkommen, lässt André Niedostadek immer wieder erkennen, dass er gerne etwas Delikates speist und sich an gutem Essen auch wirklich erfreuen kann. Mittelalterlichen Klosterleuten hätte das gewiss gefallen.  Mir  gefällt das übrigens auch.   

Interessant sind die Beschreibungen aller angeführten Orte, auch die geschichtlichen Exkurse, so etwa im Hinblick auf Arras. Hier wird man mit Maximilien de Robespierre vertraut gemacht, der 1758 in dieser Stadt zur Welt kam, als junger Richter seinen Job angeblich geschmissen hatte, nachdem einem Angeklagten das Todesurteil ins Haus stand. Dass der Revolutionär später Tausende guillotinieren ließ, zeigt, was Ideologie und Macht aus einem Menschen machen kann. 

Man liest u.a. vom Kloster Vauclair, das seitens des Zisterziensers Bernhard von Clairvaux (1090-1153) gegründet wurde. Im Mittelalter soll dieses Kloster eine Zwischenetappe auf der Via Francigena gewesen sein. In diesem Zusammenhang denkt der Autor spontan an das Zisterzienser-Kloster Himmerod in der Eifel, bei dem es nach 900 Jahren 2017 zum Aus kam. Pilger, auch, wenn sie eigentlich keine sein wollen, outen sich durch solche Gedankensprünge…,irgendwie  beinahe "mystisch, magisch“.

Jeanne d Arc wird nicht vergessen. Sie wurde übrigens kürzlich heiliggesprochen und passt somit in die Gedankenwelt eines Pilgers. Eine Ausnahmegestalt  in ihrer Zeit, mit Charaktereigenschaften, die in allen Jahrhunderten beim Menschen ab und an vorkommen, aber sie dadurch nicht zwingend unvergesslich machen... Für alles gibt es eben ein Zeitfenster, auch für Unvergesslichkeit.

Kurz darauf liest man über Marc Chagall, aber auch über den Konditor Nicolas Appert, der die Kondensmilch erfand und ist neugierig, was der aufmerksame Motorradreisende auf seiner Pilgerroute noch alles entdecken wird. In Langres ist es beispielsweise Denis Diderot, der zur Sprache gebracht wird. Interessant, welche Parallelen André Niedostadek da zieht. Als Motorradpilger fällt der Autor keine Sekunde aus seiner Zeit heraus. Das unterscheidet ihn von herkömmlichen Pilgern, die ohne PS ihren Weg möglicherweise zu sehr im Gestern gehen und das, was  gerade ist, dabei übersehen. 

Über die "grüne Fee" Absinth bleibt man nicht unaufgeklärt, liest, in der Schweiz irgendwann angekommen, von Henri Nestle und dem heutigen Nestle-Konzern. André Niedostadek wäre kein Pilger, wenn er nicht ins Grübeln käme,  auch hinsichtlich seines eigenen Konsumverhaltens. 

Es folgen Orte und Namen, die alle es wert sind, hier genannt zu werden.  Das unterlasse ich, um die Neugierde auf das Buch nicht zu mindern. Stattdessen erfreue ich mich gedanklich, der schönen Landschaftsbeschreibungen, lasse diese sacken und lese, dass Anselm von Canterbury in Aosta geboren, später Erzbischof von Canterbury und 400 Jahre danach heiliggesprochen wurde. So schließt sich der Kreis.

Die Beschilderung der Via Francigena soll in Italien sehr gut sein und so geht es von Punkt zu Punkt weiter, hin nach Pontremoli, der kleinen Bücherstadt, wo seit Anfang der 1950er Jahre ein bekannter Buchpreis vergeben wird. Der erste Preisträger war übrigens Hemingway, den der Autor durchaus nicht unkritisch sieht. 

Uralte Orte in der Toskana und große Namen hindern den Motorradpilger nicht daran, sein Ziel zu erreichen. Er hat es irgendwann geschafft und gibt zu, es auch ein wenig zu sein. Was man sich ohne Mühe vorstellen kann.

Eine Reise verändert. Man lernt viel hinzu. Wenn die Reise anstrengend war- diese Pilgerreise war es gewiss- dann stellt sich Zufriedenheit ein und dies ist der eigentliche Lohn einer solchen Reise, wie mir scheint. 

Ein wunderbares Buch, sehr bereichernd, informativ und kurzweilig 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

*Wikipedia: Via Francigena

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