Der Kriminalromanschriftsteller Martin Walker hat ein wunderbares Buch über das Périgord verfasst, das sich mit dessen ereignisreicher Geschichte, seiner Schönheit und seinen kulinarischen Genüssen befasst.
Die fokussierte Gegend liegt im Südwesten Frankreichs und hat in der französischen Geschichtsschreibung immer wieder Bedeutung erlangt. Wie Walker schreibt, hat das Périgord seit Jahrhunderten seine eigene Sprache, die Langue d´oc.
Anhand vieler wunderschöner Fotos im Rahmen von 10 textreichen, sehr informativen Kapiteln lernt man das Périgord näher kennen.
Zunächst kann man sich in eine kurze Chronik vertiefen, die 300.000 v. Chr. beginnt und im Heute endet.
In der Folge dann lernt man die Anfänge des Périgords kennen. Es zählt nämlich zu den ältesten Siedlungsgebieten der Menschheit. Die Menschen dort stellten bereits vor 300.000 Jahren steinerne Werkzeuge her und zündeten Feuer an. Man erfährt Wissenswertes über das Vézère-Tal. 147 prähistorische Stätten und 25 bemalte Höhlen dort wurden zum Weltkulturerbe erklärt. Über dieses Weltkulturerbe schreibt der Autor ausführlich und sehr spannend und widmet einen Essay den "Menschlichen Abbildungen im Vézère-Tal".
Weiter geht es dann mit dem Kapitel "Roms lange Schatten". Die Römer waren es, die die Pax Romana, den Handel und Wohlstand, auch die befestigten Straßen und das Christentum ins Périgord brachten. Auch nach dem Abzug der Römer im Jahre 407 blieben römische Konventionen noch lange erhalten. Darüber schreibt Martin Walker auch Näheres, zudem über die Anbaukulturen, die die Römer nach Gallien brachten, so etwa den Weinanbau und die Walnussbäume. Ein Rezept für eine "Tarte aux Noix" hat der Autor beigefügt. Es lohnt, es auszuprobieren.
Jedes der Folgekapitel enthält neben umfangreichen historischen Informationen und tollen Fotos einen Essay, der die Vergangenheit lebendig werden lässt. Unmöglich auf die vielen Fakten an dieser Stelle einzugehen oder sie auch nur zu streifen!
So liest man über das frühe Mittelalter, liest von Klöstern und Kirchen, auch von wertvollen Reliquien. Allein 12 Benediktinerklöster hat es im Périgord gegeben. Die Reichtümer sollen sie dem Pilgerwesen verdanken gehabt zu haben.
Sehr spannend ist das Kapitel "Krieg und Liebe im Mittelalter". Hier geht es um die Lebensgeschichte von Eleonore von Aquitanien, einer der herausragenden Frauen des Mittelalters. Sie habe nicht nur lesen und schreiben gekonnt, sondern beherrschte auch die lateinische Sprache, vermochte sich zudem am französischen und englischen Hof zu verständigen. Weitgereist, habe sie Einfluss auf die Literatur im frühzeitlichen Europa genommen und sei maßgebend für ein sich veränderndes Rollenverständnis und Bild der Frau gewesen, nicht zuletzt in Liebesfragen. Erwähnenswert auch der Essay zum Ende dieses Kapitels mit dem Titel "Troubadoure oder die Macht der Poesie."
Man erfährt weiterhin Wissenswertes über Bastiden und Burgen im Périgord, bevor Walker die Renaissance, die Reformation und die Religionskriege dort in Augenschein nimmt. Bergerac sei das Zentrum der Reformation gewesen. In kaum einer anderen Region Frankreichs sei der Religion wegen so viel Blut geflossen als im Périgord und dies trotz der Appelle an Vernunft und Toleranz von Denkern wie La Boétie und Montaigne. Über beide erfährt man Wissenswertes.
Inmitten der Bilderwelt, die historische Gebäude und landschaftliche Eindrücke zeigt, entdeckt man ein gebratenes Huhn und das Rezept dazu. Das "Poulet Henri IV." soll das einzige Rezept sein, das nach einem König benannt ist. Vermutlich deshalb, weil er sagte: "Ich will, das jeder Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf hat."
Das Grand Siècle, sprich die Zeit des Absolutismus, der Aufklärung und der Revolution kommt auch zur Sprache und man erfährt im Rahmen eines Essay mehr über ein Buch von Eugene Le Roy, das den Titel "Barde de Croquants".
Auch über die Résistance im Périgord liest man Wissenswertes. Einer ihrer Anführer, René Coustellier, soll eine der bestorganisierten Résistance-Gruppen geleitet haben. Es gelang ihm auf der Brücke von Mouleydier einen deutschen Angriff einen ganzen Tag lang aufzuhalten.
Lesenswert auch ist der Essay mit dem Titel "Josephine Baker und das Château des Milandes." Hier liest man mehr über die Résistance-Heldin und Bürgerrechtlerin, die viele nur als Sängerin kennen. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit, keine Hupfdohle!
Zum Schluss dann erfährt man noch sehr Wissenswertes über die Küche im Périgord, deren bekannteste Delikatesse Trüffeln und Foie gras sind. Vorgestellt wird ein "Menu Périgourdin". Welcher Wein dazu passend ist, bleibt nicht unerwähnt.
Dann kann man sich über Trüffeln, Wallnüsse und Erdbeeren- kulinarische Genüsse des Périgord im Rahmen von Essays kundig machen, sich in eine kurze Geschichte des dortigen Weinbaus vertiefen und erhält zu guter Letzt tolle Reisetipps für eine Woche im Périgord.
Ein wunderbares Buch.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
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